Über die jährliche Übung der Rettungshundestaffel mit dem Rettungshubschrauber der Bundeswehr am Hornberg.
Der Bundeswehr-Hubschrauber hovert in circa 20 Meter Höhe über einer Waldlichtung bei Ruppertstetten, Winde in Betrieb. Am anderen Ende des Seils, ungefähr drei Meter über dem Boden hängt ... ein Hund! Genauer gesagt ein Rettungshund, natürlich mit seinem Führer. Willkommen zur Rettungshunde-Abseilübung am Hornberg! Die Bilder sind übrigens von 2023 (sonnig, orangener Türe am Hubschrauber) und 2021 (trübes Wetter, olive Türe).
Rettungshunde sind dafür trainiert, entweder in Trümmern oder in der Fläche nach vermissten Personen zu suchen (Details dazu in Episode 351 von omega tau). Bei Großlagen und Katastrophen müssen Rettungshunde möglicherweise per Hubschrauber in unwegsames Gelände verbracht werden. Das muss natürlich geübt werden; insbesondere für die Hunde (aber auch für deren Halter) ist der Innenraum eines Hubschraubers eine ungewohnte Umgebung, vom Hängen an der Winde ganz zu schweigen. Deshalb findet seit einigen Jahren am Hornberg bei Schwäbisch Gmünd eine Übung statt. Neben der Bundeswehr sind beteiligt die DRK Bergwacht Schwäbisch-Gmünd, die Rettungshundestaffel der Malteser Schwäbisch Gmünd und die Bergwacht Bayern. Die Übung läuft in mehreren Phasen ab. Zunächst gibt's eine theoretische Einweisung vom Lademeister/Luftretter wie sich Hund und Halter im und um den Hubschrauber zu verhalten haben: nie von hinten an den Heli heranlaufen (wegen des Heckrotors), "Finger weg vom Erdungskabel, das kostet 2.500 EUR!" und überhaupt: die Worte des Lademeisters sind Gesetz. Dann wird das ein- und aussteigen bei ausgeschalteten Triebwerken geübt. Im nächsten Schritt dann mit laufendem Rotor — der Lärm und die Vibrationen sind für die Hunde sicher gewöhnungsbedürftig. Dann geht's in die Luft. Zunächst wird das Verbringen mit Landung geübt; als Höhepunkt der Übung dann in der letzten Phase das Abseilen und Hochwinschen an der Winde.
Während des Abseilens arbeiten die Piloten und der Lademeister Hand in Hand. Die Piloten müssen den Hubschrauber stabil im Schwebeflug halten und dabei die Position mit ganz feinen Ausschlägen des Knüppels so justieren, dass Mensch und Hund am Seil an der genau richtigen Stelle abgesetzt werden. Unter anderem wurde auf eine Europalette im Hang der Naturschanze abgesetzt, eine wirklich kleine Fläche. Der Lademeister steht dabei — natürlich gesichert! — auf der Kufe und bedient die Winde. Da er die beste Sicht nach unten hat, weist er die Piloten verbal ein. Er kann die Position der Last auch feinjustieren indem er das Windeseil mit der Hand hin- und herbewegt. Das kann auch helfen die ebenso unvermeidlichen wie unerwünschten Pendelbewegungen zu dämpfen.
Beim Hubschrauber handelt es sich um die H145M SAR, also die militärische und für den Rettungsdienst optimierte Version der zivilen Airbus H145. Die SAR Hubschrauber der Bundeswehr sind Teil der Rettungshubschrauberflotte in Deutschland, bei der auch die DRF (rot/weiß/schwarz), der ADAC (gelb/schwarz), die Johanniter (weiß/rot/dunkelgrau) und der Zivilschutz (orange) beteiligt sind. Was die Aufgaben angeht, teilen sich alle den "normalen" Rettungseinsatz, bei dem der Hubschrauber einen Arzt zu einem Unfall transportiert und den Patient nach der Erstversorgung ins Krankenhaus transportiert. Die primäre Aufgabe der Bundeswehr-Helis ist allerdings eine andere, wie der Name "SAR" ausdrückt. Denn das steht für Search and Rescue, und beschreibt die Aufgabe, vermisste Flugzeuge zu lokalisieren und gegebenenfalls Hilfe zu leisten. Jedes Land das seine Zivilluftfahrt im Rahmen der ICAO organisiert, ist verpflichtet, einen SAR Dienst zur Verfügung zu stellen. Für die Suche über Land werden die H145 des Heeres eingesetzt. Für die entsprechende Aufgabe über Wasser (die dann auch für vermisste Schiffe zum Einsatz kommt), stellt die Marine den NH90 zur Verfügung. Drei H145 (in Niederstetten, Nörvenich und Holzdorf) und zwei NH90 (Helgoland und Warnemünde) sind jederzeit verfügbar. Bis vor nicht allzu langer Zeit wurde diese Aufgabe übrigens von den legendären UH-1D und Seakings erledigt!
Für den SAR-Einsatz ist der Hubschrauber in der Kabine ähnlich ausgestattet wie die zivilen Rettungshubschrauber; also mehr oder weniger so wie ein bodengebundener Rettungswagen. Zusätzlich haben die H145 der Bundeswehr aber noch Suchscheinwerfer, eine Infrarotkamera sowie eine Peileinrichtung für die ELTs, die Notsender die bei abgestürzten Flugzeugen automatisch auslösen. Wer sich für diese Aufgabe interessiert, möge sich diese omega tau Podcastepisode. Für die Abseilübung wurden all diese Gerätschaften allerdings aus dem Hubschrauber ausgebaut. Zum einen gibt macht das in der Kabine genügend Platz um drei Menschen und zwei Hunde zu transportieren. Zum anderen gäbe es sonst auch gewichtsmäßig sonst ein Problem: die Leistung der zwei je 1000 PS starken Arriel 2E Turbinen würde für den Betrieb bei 30 Grad und in knapp 1000 Meter über dem Meer nicht ausreichen (aufgrund des Leistungsverlusts bei den Triebwerken und der geringeren aerodynamischen Effizienz der Rotorblätter).
Was mir aufgefallen ist: der Lademeister ist seit Jahren der gleiche. Ich glaube, da hat jemand Spass an der Arbeit mit Hunden :-) Vom Fotografieren her bietet es sich hier an, auf die Schanzen zu gehen um den Heli nicht immer nur von unten zu fotografieren. A propos "von unten": unterhalb des hovernden Hubschraubers hat es recht kräftigen Downwash (der Rotor beschleunigt ja Luft nach unten). Da sollte man sich hinknien oder sogar hinlegen. Vor allem wenn man wegen eines ausheilenden Beinbruchs noch nicht wieder so richtig stabil auf den Beinen ist :-). Und: vielen Dank an Wolfgang Winker und Michael Berger für den Zugang und die Gelegenheit für die Fotos.