Alte raus und neue rein mit Wiesbauer's LR 11000
Der Bau einer neuen Eisenbahnbrücke dauert. Man muss das vor Ort machen, denn der Transport fertiger (größerer) Brücken über größere Strecken ist unrealistisch. Auf der anderen Seite will man die Bahnstrecke nicht jahrelang sperren. Die Lösung des Dilemmas? Man baut die neue Brücke auf Flächen direkt neben ihrem zukünftigen Einsatzort, behält die alte Brücke so lange noch im Einsatz, und sperrt die Eisenbahnstrecke dann nur während die alte Brücke aus- und die neue Brücke eingebaut wird. Der Haken an der Sache ist, dass man die alte und neue Brücke mehr oder weniger am Stück raus- und reinheben muss. Da kommen dann große Krane zum Einsatz.
Genau das fand im April 2024 in Fridingen an der Donau statt. Max Bögl baut die Stahlbrücke und ist GU. Max Wild macht den Rückbau der alten Brücke. Strabag macht den Gleisbau. Die Kranarbeiten werden von Wiesbauer durchgeführt. Dazu ist deren LR-11000 im Einsatz.
Aufbau
Logistisch ist das ganze recht spannend. Da die Platzverhältnisse auf der Arbeitsfläche beengt sind, können nur ein oder zwei LKW gleichzeitig auf die Fläche. Zudem führt die Zufahrt durch eine Unterführung (siehe dieses Bild) wo LKW grade so durchpassen. Für die überbreiten Schwertransporte von Wiesbauer die die Kranteile gebracht haben ging es teilweise wirklich um Zentimeter.
Ausbau der alten Brücke
Irgendwie ist das schon lustig: da wird wochenlang der Kran aufgebaut und vorbereitet und so weiter, und der eigentliche Hub ist dann nach ner Stunde erledigt. Ok, nicht ganz. Vorher werden natürlich die (megafetten) Seile an der Brücke angebracht, geschaut ob sie überlappungsfrei und unverdreht hängen, und es wird ein paar Stunden lang per Schneidbrenner die Brücke auf beiden Seiten abgetrennt. Die Brücke an sich war mit 150 Tonnen gut 10 Prozent leichter als gedacht, der Kran war in der aufgebauten Konfiguration nur zu einem guten Drittel ausgelastet (die restliche Kapazität wird für den Einhub benötigt).
Vom Aushub habe ich spasshalber mal ein Video gebaut. Mit dafür speziell komponierter Musik. Allerdings nicht von mir, sondern von Suno AI. Den Text hat vorher übrigens ChatGPT komponiert aufgrund von ein paar Zeilen Input :-)
Falls das Video nicht angezeigt wird, ist hier der direkte Youtube-Link.
Parallel zum Aushub hat Max Wild damit angefangen, das Fundament der Brücke auf der anderen Seite abzutragen, und, nach der Trennung der beiden Hälften, den Stahlbau der stationären Hälfte "auseinanderzuknabbern". Als der ausgehobene Teil abgelegt war, sind die beiden Knabberbagger direkt rübergefahren und haben den ausgehobenen Teil zertrennt.
Strabag hat in der Zwischenzeit die Gleise von der Brücke (und angrenzend) abgebaut und den Schotter abgetragen. Ein Schienenkran der Bahnbaugruppe war da um eine Weiche auszubauen. Ergiebiger Tag, viele schöne Fotos :-)
Einhub der neuen Brücke
Ende April dann der Einbau der neuen Brücke. Mit 420 Tonnen war sie ungefähr zweieinhalb Mal so schwer wie die alte — neuen Bauvorschriften sei Dank. Die Brücke wurde aus kleineren Einzelteilen auf der Baustelle zusammengeschweißt. Die Einzelteile wurden im Werk von Max Bögl in Sengenthal hergestellt.
Um die Brücke in Reichweite des Krans zu bekommen, wurde sie auf zwei SPMT von Wiesbauer abgesetzt und zum Kran gefahren. Zwei Cometto-6-Achs-Module kamen zum Einsatz die steuerungstechnisch zusammengeschaltet waren. Die können bis zu 48 Tonnen pro Achslinie (vier Räder) tragen, hier waren es 35.
Am 29. April dann der eigentliche Hub. Die 420 Tonnen Last mit maximal 32m Ausladung erforderten einen Ballast von insgesamt 880 Tonnen, verteilt auf Unterwagen, Oberwagen und Schwebeballast. Der Kran hat im Zwei-Winden-Betrieb gearbeitet, und jedes der beiden Hubseile war 6-fach eingeschert. Der Kran war mit der Last ca. 90% ausgelastet.
Mitte Mai wird die Bahnstrecke wiedereröffnet werden. Sie wird dann für den gesamten Brückentausch nur sechs Wochen gesperrt gewesen sein.
Vielen Dank an Marco, Silvio, Joachim und den Rest der Wiesbauer-Truppe, dass ich fotografieren konnte. Gleiches gilt für die Bau- und Projektleitung von Max Bögl und der Bahn.