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Kraftakt im Kraftwerk

Schwerlast mit Mammoet, Schmidbauer und Steil beim Fuel Switch Projekt am EnBW Kraftwerk Altbach



Wenn ich eine Bachelorarbeit in Fotografie über ein Thema schreiben müsste, wäre es dieses Projekt. Ich habe die Arbeiten in Altbach über Monate verfolgt und immer wieder fotografiert, Schwerpunkt Krane und Schwertransport. Über 1.000 Bilder finden sich auf dieser Seite, und eine ganze Menge Erläuterungen. Viel Spass damit :-)

Hinweis Auf dieser Seite gibt es über 1000 Bilder. Die brauchen ein bisschen Zeit zum Laden. Bitte etwas Geduld :-)

Im Rahmen des Kohleausstiegs Deutschlands wird das EnBW-Kraftwerk Altbach/Deizisau auf Erdgas umgerüstet. Konkret wird ein neuer Kraftwerksblock gebaut der sowohl Strom als auch Wärme erzeugt, ein sogenanntes GuD-Kraftwerk. Die Bauarbeiten haben im Herbst 2023 begonnen, Fertigstellung ist für Ende 2026 geplant; hier das Projekttagebuch der EnBW. Der Bau wird durchgeführt von einem Konsortium aus Sener, Bonatti und General Electric.

In den ersten Wochen meiner "Beobachtung" wurden diverse Großkomponenten angeliefert, darunter die Gasturbine und der Generator. Alle kamen über den Neckar per Schiff an einem extra dafür gebauten Anleger am Kraftwerk an. Vom Schiff ins Kraftwerksgelände gelangten die Komponenten per Kran. Die Hübe verantwortete Mammoet Deutschland, sie beschreiben das Projekt auch kurz auf ihrere Webseite. Für die Kranarbeiten an sich wurde Schmidbauer unterbeauftragt; später auch Steil.

Und Schmidbauer brachte nicht irgendeinen Kran, sondern Deutschlands größten Raupenkran, einen Liebherr LR-11350. Den Kran hatte Schmidbauer vor gut einem Jahr bekommen. Zunächst hatte das Gerät Offshore-Windkraftanlagen in Marseille zusammengebaut. Danach kam der Kran beim Abbruch des alten Viaduks von Charmaix in den Französischen Alpen zum Einsatz, ein extrem herausfordernder Einsatz über den auch Liebherr berichtete.

Nachdem der Kran also zweimal eindeutig zu weit weg war um ihn zu fotografieren, wurde er nun quasi vor meiner Haustüre aufgebaut. Durch ganz viel Unterstützung (siehe "Danke"-Teil unten) habe ich Zugang zum Kraftwerk bekommen und konnte den Kran ausführlich fotografieren. Über die Zeit habe ich dann auch Kontakte zu Leute der anderen beteiligten Firmen aufgebaut und habe entsprechend auch anderes Großgerät fotografiert.

Vielleicht noch ein Kommentar zur Behauptung "Deutschlands größter Raupenkran". Soweit ich weiß ist dies der einzige LR-11350 der von einer deutschen Firma betrieben wird. LR-12500 und LR-13000 gibt es bei deutschen Firmen keine. Schmidbauer hatte früher mal eine Terex CC 6800. Eine LR-12500 war mal in Rostock im Einsatz, aber das war der von Sarens. Dementsprechend ... müsste die Behauptung "größter Kran Deutschlands" stimmen.

Wer einen schnellen Überblick über das Projekt und meine Fotos bekommen will: hier gibt's ein 12-minütiges Video das das Wichtigste erklärt und die besten Fotos enthält. Auf Englisch.

🇬🇧 🇺🇸 If you don't speak German you can either just enjoy the pictures or watch this video, which contains the most important information about the heavylift activities in Altbach in English language.

Falls das Video nicht angezeigt wird, ist hier der direkte Youtube-Link.



Aufbau des Krans

2. August 2024 | Die Krankomponenten kamen direkt aus Frankreich. Leider konnte nicht direkt im Kraftwerk aufgebaut werden, da der Kranstandplatz noch nicht fertig war; es musste eine mehrfach komprimierte Schotterstandfläche gebaut werden, auf die dann die Bongossi-Matten gelegt wurden, auf denen der Kran letztendlich steht und verfährt. Kran, Last und Ballast kommen auf um die 1700 Tonnen. Das will gut abgeleitet werden. Die Komponenten wurden zunächst auf einer Fläche gegenüber dem Kraftwerk abgelagert, und dann mit LKWs von Schmidbauer und Paule zum Kranstandplatz gefahren. Zum Aufbau kam ein Grove GMK 6400 aus Schmidbauer's Niederlassung Oberndorf zum Einsatz.

 
 

7. August 2024 | Das zweite Mal war ich dort, als der Hauptausleger grade so fertig war, aber noch am Boden lag. Mit der Drohne durfte ich leider nicht fotografieren. Extra Genehmigung, Betriebsrat usw. Schade, hätte hier gut gepasst. Naja. Dafür durfte ich ein Außentreppenhaus an einem anderen Gebäude hoch und auch auf einen der Baukräne die am Rohbau arbeiteten. Trotzdem waren meine klassischen Rollenkopf-Bilder leider nicht möglich :-(

 
 

12. August 2024 | Ich war direkt nach dem Aufrichten nochmal dort; Hub fand keiner statt, aber es sind ein paar von meinen absoluten Lieblingsbildern entstanden.

 
 



Entladung der Gasturbine

26. August 2024 | Der erste Hub betraf die Gasturbine. Netto wog die Last 385 Tonnen (die Last ist blau in der Karte unten). Dazu kamen ca. 40 Tonnen Gehänge. Der Kran (gelb auf der Karte) war dafür mit 300 t Ballast auf dem Oberwagen sowie 500 t Schwebeballast ausgestattet. Bei einem Radius von 30 Metern musste die Last aus dem Schiff auf eine Höhe von ca. 30 Metern angehoben werden um sie über die Bäume zu bekommen. Dann drehte der Kran um 90 Grad (von Süd auf West) und stellt die Turbine auf einem SPMT ab (rot); zwei Scheuerle-12-Achs-Module waren dazu seitlich miteinander verbunden. Mit Hilfe des SPMT hat Mammoet die Turbine dann ein paar hundert Meter nach Westen verfahren und auf Elefantenfüßen abgesetzt. Dort lagern sie bis zum Einbau in das Gebäude.



 
 



Entladung des Generators

28. August 2024 | Der zweite Hub war der Generator. Grundsätzlich der gleiche Vorgang, nur dass die Last mit 425 Tonnen Netto nochmal ein bisschen schwerer war. Dementsprechend wurden auch nochmal ein paar Ballaststeine aufgelegt, 600 t schwebten hinter dem Kran.

 
 



Entladen von Stahlträgern

9. und 10. September 2024 | Große und kleie Stahlträger für das Maschinenhaus wurden auch per Schiff angeliefert und dann vom Kran ausgeladen. Beide waren so "leicht" dass der Kran ohne Schwebeballast arbeiten konnte. Für die kleineren Träger wurde sogar der Runner ("Schnellläuferhaken") verwendet. Die 55 Tonnen schweren großen Träger wurden in Reichweite des Krans abgelegt, die kleineren auf LKW verladen und "aus dem Weg" geräumt. Die Platzverhältnisse auf der Baustelle sind beengt.

 
 



Stahlbau

12. September / 26. September / 16. Oktober 2024 | Nachdem die Stahlträger vom Schiff abgeladen waren hat der 11350 dabei geholfen, das Maschinenhaus aufzubauen. Das hat sich über mehr als einen Monat hingezogen.

 
 



Verlängerung des Masts

06. und 07. November 2024 | Für die nächsten Hübe werden die Lasten etwas leichter, dafür müssen sie höher gehoben werden. Deswegen wurde der Mast auf 108 Meter verlängert. Zwei Dinge sind bemerkenswert bei diesen Fotos. Zum einen hatte ich bei einem Besuch zufällig mein 600 mm "Rohr" dabei und habe den Kran mal von ganz weit weg, gezoomt, fotografiert. Sehr ungewohnte Perspektive, man kann den Kompressionseffekt eines Teleobjektivs schön beobachten. Zweitens habe ich angefangen, ein bisschen mehr die Menschen zu fotografieren: Menschen bei der Arbeit in "ihrem" Umfeld finde ich spannend. Und wir hatten nun von allen die hier aktiv waren das Einverständnis eingeholt, dass ich sie fotografieren und hier veröffentlichen darf.

 
 



Aufbau von Mammoet's LR 1500

14. und 15. November 2024 | Tatsächlich werden die nächsten Hübe Tandemhübe. Deswegen wurde nun zusätzlich zum LR 11350 ein LR 1500 aufgebaut, dieses Mal von Mammoet in rot/schwarz. Zwei so große Krane gleichzeitig sieht man schon echt selten!

Fun fact: am Tag der für den Zusammenbau des Auslegers geplant war, gab es Probleme mit dem Hilfskran; der tauchte nicht auf. Dann wurden die Mastteile der 1500 kurzerhand mit dem 11350 eingehoben. Sieht man auch selten, dass der große den kleinen aufbaut :-) Leider kam ich 10 Minuten zu spät, und ich konnte das nicht mehr fotografieren.

 
 



Beide Krane aufgebaut

20. November 2024 | Ich war zufällig in der Gegend ... gehoben und gearbeitet wurde an dem Tag nichts, aber hey, warum nicht die beiden Krane in schönem Licht einfangen.

 
 



Entladung HRSG Module

23. November 2024 | Jetzt muss ich erstmal wieder ein bisschen erklären wie das Kraftwerk funktioniert. Im Zentrum steht die Gasturbine. Das ist im Grund ein Düsentriebwerk. An der Welle höngt der Generator und erzeugt Strom. Auf der anderen Seite strömt -- eben wie beim Düsentriebwerk -- heiße Luft heraus. Statt diese Hitze aber einfach über einen Kühlturm in die Atmosphäre zu entlassen, strömt sie durch sogenannte HRSG-Module; das steht für Heat Recovery Steam Generator. Letztendlich sind das Wärmetauscher, wo die heiße Abluft aus Wasser Dampf erzeugt. Dieser Dampf strömt dann über ein Dampfturbine, die wiederum auch über einen Generator Strom erzeugt. Das verbleibende heiße Wasser wird für Fernwärme verwendet. Durch die Kombination aus Gas- und Dampfturbine entsteht ein Wirkungsgrad von 60%. Details auf der Webseite von EnBW.

HRSG Module sind also letztendlich Rahmen mit ganz vielen Rohren drin. In den Rohren ist das Wasser das verdampft werden soll, dazwischen strömt die heiße Abluft. Installiert werden sie in einem relativ hohen Gebäude auf der Abluftseite der Gasturbine, hinter dem Diffusor. Das Prinzip ist auf der Wikipedia Seite von HRSG Modulen schön illustriert.

Jedenfalls: diese Module werden per Schiff angeliefert. Die folgenden Bilder zeigen das Entladen eines solchen Moduls aus dem Schiff und die Ablage im Kraftwerk. Der Hub fand direkt nach Sonnenaufgang statt, an einem Tag wo man sie auch gesehen hat. Dementsprechend war super Licht!

 
 



Installation HRSG Module

02. Dezember 2024 | Die HRSG-Module werden senkrecht installiert. Dabei werden sie von oben in das "Boilerhaus" eingeführt und an der vorher gebauten Stahlkonstruktion aufgehängt. Ein dementsprechend hoher Hub ist nötig, weswegen der Mast des 11350 verlängert wurde.

Transportiert und gelagert werden die Module natürlich horizontal. Sie müssen für die Installation also aufgestellt werden. Dazu werden die Module in horizontaler Lage von zwei Kranen angehoben, der LR 1500 am (zukünftig) unteren Ende, der LR 11350 am oberen. Der 11350 hebt das obere Ende an, während der 1500 dafür sorgt, dass das untere Ende nicht auf dem Boden aufschlägt. Dieser Ansatz kommt bspw. auch beim Bau von Stahltürmen in der Windkraft zum Einsatz.

Nun ist es aber so, dass die Module relativ filigran sind. Deswegen werden sie in (gelben) Stahlrahmen transportiert und aufgerichtet, die das eigentliche (schwarz-graue) Modul stablisieren solange es nicht entspannt senkrecht im Boilerhaus hängt. Dieser Rahmen muss aber entfernt werden bevor das Modul von oben in das Gebäude eingeführt wird. Das führt zu folgendem Vorgehen:

  • Beide Krane sind am Rahmen eingehängt. Der kleine Kran im unteren Viertel, der große direkt an der Oberseite (siehe A in Abbildung unten).
  • Die beiden stellen den Rahmen mitsamt dem Modul darin auf (B)
  • Dann wir der Rahmen abgestellt, natürlich gehalten vom Kran, sodass er nicht umfallen kann (C).
  • Der LR 1500 wird vom unteren Ende des Rahmen abgekoppelt. Die Seile werden stattdessen im oberen Drittel des Rahmens eingehängt. Beide Krane halten nun den Rahmen im oberen Bereich (D).
  • Die Oberseite des Rahmens, also der Teil an den der große Kran eingehängt ist, wird vom Rest des Rahmens abgeschraubt. Wenn man sich den Rahmen als langgezogenes Rechteck vorstellt, wird also eine kurze Seite von den drei verbleibenden (zwei lange, eine kurze) getrennt (rote Linie in (D)). Dazu fuhren eine Mitarbeiter mit dem Hubsteiger an die Oberseite des Rahmens.
  • Am großen Kran hängt nun ein kleiner Teil des Rahmens und daran das Modul. Am kleinen Kran hängen die verbleinden drei Seiten des Rahmens. Die beiden Teile sind nicht mehr verbunden (E).
  • Nun können beide Kran langsam rückwärts fahren um die beiden Teile räumlich zu trennen (E).
  • Der 11350 hebt jetzt das Modul ins Boilerhaus.
  • Der 1500 legt den Restrahmen wieder ab; unterstützt wird er dabei von einem Grove GMK 5250.




Der Hub begann im dunkeln, so gegen 7 Uhr. Um 10:30 Uhr war das Modul im Boilerhaus verschwunden.

 
 



Intermezzo

17. Dezember 2024 | Richtig passiert ist nichts an dem Tag, aber die Atmosphäre war cool mit dem Nebel :-)

 
 



Mehr HRSG Module

11. Januar 2025 | Insgesamt 15 HRSG Module müssen installiert werden, entsprechend viele Hübe wird es auch geben. Ich war bei einem zweiten Hub dabei bei dem das Modul deutlich schwerer war: 260 t dieses Mal vs. 90 t beim vorher. Beide Krane mussten mit Schwebeballast arbeiten.

Einige der Herausforderungen im Zusammenhang mit Schwebeballast hatte ich bei der Brücke in Kornwestheim schon beschrieben. Zum Beispiel, dass der Kran den Schwebeballast nicht mehr an die ursprüngliche Stelle zurückbringen kann, denn nachdem die Last an ihren Zielort abgeladen wurde. Denn der Schwebeballast ist natürlich viel zu schwer — ohne Last-als-Ballast kann der Kran ihn nicht heben. Oft muss dann per Hilfskran abgestapelt und an anderer Stelle wieder aufgestapelt werden.

Beim Hub hier ist mir noch etwas anderes aufgefallen. Der Hub funktioniert ja folgendermaßen: der Ballast steht hinter dem Kran auf dem Boden. Er ist zwar am Kran angehängt, aber er "wirkt" noch nicht weil er auf dem Boden steht. In dem Maß wie der Kran Zug auf die Last gibt, hat auch der Ballast mehr Wirkung; irgendwann sind sowohl Last als auch Ballast in der Luft, Last und Ballast in Balance. Wenn das der Fall ist, kann der Kran (im Rahmen seiner Leistungsfähigkeit) drehen, fahren und den Ausleger auf und ab bewegen. Da der Ballast schwebt, bewegt der sich einfach mit. In der Phase wo die Winde schrittweisen Last aufbringt aber der Ballast noch auf dem Boden steht ist das schwieriger: drehen oder fahren geht nicht, denn der Ballast steht ja fix auf dem Boden!

Im vorliegenden Fall hatten beide Krane Schwebeballast. Beide mussten so aufgebaut werden, dass keine Bewegung nötig wird solange der Ballast noch auf dem Boden steht. Das war auch deshalb interessant, weil die LR 1500 durchaus gut am Limit war: es hat mehrmals kurz gehupt. Es bedarf Fingerspitzengefühl und Erfahrung, die Last zwischen den beiden so anzuheben dass beide immer im grünen Bereich bleiben und nicht drehen oder fahren müssen solange die Last noch nicht komplett am Haken hängt. Spannend!

 
 



Turbinentransport per SPMT

24/25. Januar 2025 | Generator und Turbine kamen ja schon vor Monaten an. Wie oben berichtet wurden die dann in einer Ecke der Baustelle auf Elefantenfüße abgestellt, in der sie erstmal nicht störten. Nun wurden sie auf ihr Fundament des (im Bau befindlichen) Kraftwerksgebäude gehoben. Dazu mussten sie aus jener Ecke Richtung Gebäude in Reichweite des Krans gebracht werden.

Dazu wurde die 385 t schwere Turbine mit 2 x 12 SPMT Achsen einmal um das existierende Kraftwerksgebäude herumgefahren. Am Ziel angekommen war der Plan dass der Kran das Ding übernimmt und ins Gebäude hebt. Dazu wurde er mit 60 m Mast und 600 t Ballast ausgestattet. Leider hatte der Kran ein technisches Problem und der Hub musste verschoben werden. Zwei Tage später, am Montag, fand der Hub dann statt, allerdings hatte ich da keine Zeit. Also keine Bilder.

 
 



Installation des Generators

01. Februar 2025 | Eine gute Woche später war es dann soweit. Der Generator wurde eingehoben. Ca. 400 Tonnen schwer, 600 Tonnen Ballast. Auf den Bildern sieht man übrigens auch die installierte Turbine.

 
 



Intermezzo II

14. Februar 2025 | Nix los, aber ich war halt zufällig dort. Und: in der Zwischenzeit ist auch der LR 1500 von Mammoet verschwunden und durch einen CC 3800 von Steil ersetzt.

 
 



Installation des Rotors

17. März 2025 | Zwischen meinem letzten Post und diesem hier wurden noch ganz viele HRSG Module installiert. More of the same, das habe ich nicht fotografiert. Interessanter wurde es dann wieder, als der Rotor in den Generator eingehoben wurde. Der eigentliche Hub hat sich mal wieder so lange verzögert, dass ich weg musste -- Bilder von den beiden Kranen und der Last sind aber trotzdem entstanden. Übrigens: furchtbar schwer ist das Ding nicht, aber es muss wohl mit sehr viel Fingerspitzengefühl in den Stator des Generators eingesetzt werden. Also ein anspruchsvoller Hub.

 
 



Schornsteinvormontage und -beladung

05. und 06. Mai 2025 | Der Schornstein wurde in mehreren Teilen "draußen" auf einem Platz vor dem Kraftwerk gebaut. Nach Fertigstellung der Segmente wurden diese per SPMT ins Kraftwerk transportiert und eingehoben. Für den Hub der Segmente auf die SPMT kam ein LTM 1750 von Mammoet zum Einsatz. Für den Kran an sich gibt es eine separate Story, mit Bilder von Anreise, Aufbau und in aufgebautem Zustand.

Hier sind nun Fotos von der Beladung. Ich war an zwei Tagen dort. Am ersten Tag war das Wetter bedeckt und ich hatte mein 24-70 vergessen; alle Fotos sind mit dem Tamron 35-150 gemacht. Am zweiten Tag schien die Sonne, und ich habe dann als Ausgleich ausschließlich das weitwinkeligere Objektiv verwendet.

 
 



Schornsteintransport

05. und 06. Mai 2025 | Der Transport findet per SPMT statt; die ersten zwei Segmente mit 2 x 10 Scheuerle Achsen von Mammoet, die restlichen drei dann mit Cometto Transportern von Wiesbauer.

Die einzelnen Segmente sind zwischen 45 und 60 Tonnen schwer, 14 Meter hoch und haben einen Durchmesser von ungefähr 6 Metern. Der Schwerpunkt liegt bei 11 Metern Höhe, weswegen die SPMT mit Ballastplatten beschwert wurden — damit kommt der Schwerpunkt etwas nach unten. Durch diverse Anbauten liegt der Schwerpunkt bei einigen der Segmenten horizontal außermittig, was den Transport weiterverkomplziert. Was vielleicht noch auffällt: auf dem SPMT liegt noch dieser Holzstapel, auf dem dann das Schornsteinsegment zum Stehen kommt. Der ist nötig, damit der breitere Schornstein bei der Fahrt durch das Tor der Baustelle über den Zaun links und rechts drüberkommt :-)

Und: gleicher Kommentar bzgl. Wetter und Objektiven wie oben :-)

 
 



Schornsteinstapelung

08. Mai 2025 | Den Hub der Schornsteinsegmente hat der CC-3800 von Steil durchgeführt. Dafür war er mit Wippe ausgerüstet. Angeliefert wurden die Segmente an der Nordseite der "Kranrennbahn". Dort hat sie der CC-3800 nach Norden blickend angehoben. Er hat das Segment über die entstehenden Kraftwerksgebäude gehoben; er fuhr damit langsam(st) Richtung Süden und drehte sich dabei um 180° um das Segment auf den auf der Südseite entstehenden Schornstein zu setzen. Die Fahrt dauerte ungefähr eine Stunde.

Für die Hübe war der Kran mit 60 Meter Hauptausleger und 48 Wippe konfiguriert. Alle Segmente wurden auf einen Radius von 40 Meter "abgestellt". Die einzelnen Segmente hatten unterschiedliche Massen, dementprechend wurde auch mir unterschiedlichem Ballast gearbeitet: zwischen 155 Tonne maximal und gar keinem Superliftballast minimal (bei dem Hub den ich fotografiert habe). Der Superlift wurde übrigens nur auf 11 Meter gefahren, weil aufgrund der notwendigen 180°-Drehung nicht mehr Platz war; sonst hätte man mit weniger Ballastmasse und mehr Radius arbeiten können.

 
 



Transformatorhub

07. und 08. Mai 2025 | Am gleichen Tag fand der letzte große Hub des LR-11350 statt. Er hat eine knapp 400 Tonnen schweren Trafo aus dem Schiff auf die Baustelle gehoben. Wie schon bei Turbine und Generator hat er die Last auf Elefantenfüße abgesetzt, sodass sie später per SPMT abtransportiert werden kann ohne nochmal einen Kran zu benötigen.

 
 



Abbau LR 11350

19. Mai 2025 | Alles muss irgendwann mal zu Ende gehen. Gilt leider auch für den Einsatz des 11350 in Altbach. Ich war im Rahmen des Abbaus aus Termingründen leider nur einmal da. Hier sind ein paar Bilder als die beiden Ausleger schon weg waren.

 
 



Hub Kondenser

20. Juni 2025 | Aber die Arbeiten gehen natürlich noch weiter, mit dem "kleineren" CC-3800 von Steil. Hier hebt er einen Kondenser ein.

 
 



Installation Transformator

23. -25. Juli 2025 | Inzwischen war auch Steil's CC-3800 verschwunden. Diverse kleinere Krane bis 250 Tonnen von Scholpp, Wiesbauer und Brielmann haben sich um "kleinere" Hübe gekümmert, vor allem im Zusammenhang mit Stahlbau. Eine Schwerlastaktion stand allerdings noch aus: die Installation des Transformators. Wie oben beschrieben wurde der nach der Entladung aus dem Schiff durch den 11350 am Rande der Baustelle auf Elefantenfüßen zwischengelagert. Zwei Mal 10 Scheuerle SPMT-Achsen von Mammoet haben den Trafo jetzt wieder von den Elefantenfüßen angehoben und zu seiner finalen Einbaulocation gefahren.

Der Einbau war dann nochmal interessant. Zunächst ein paar Hintergründe. Diese großen Trafos stehen üblicherweise in ihrer eigenen Bucht, auf drei Seiten von Betonwänden umfasst. Damit wird sichergestellt, dass bei einer "Rapid Unplanned Disassembly" andere Teile der Infrastruktur nicht beschädigt werden. Unter dem Trafo ist üblicherweise ein Hohlraum, um das Trafoöl aufzufangen falls es auslaufen sollte. Da der Platz in der Bucht begrenzt ist, steht der Trafo auf Stahlrollen auf denen er zwecks Wartung oder Tausch auf Schienen herausgefahren werden. Diese Schienen kommen auch jetzt bei der Installation zum Einsatz.

Der Ablauf war also folgendermaßen. Der SPMT hat den Trafo von der Lagerfläche hergefahren. Nach einer Drehung um 90° stellte er den Trafo auf Elefantenfüßen vor der Bucht ab. Genau genommen waren die Elefantenfüße unter zwei querliegenden Lastverteilerplatten, auf denen wiederum der Trafo stand. Dann wurde der SPMT abgesenkt und herausgefahren. Elefantenfüße sind aber nicht höhenverstellbar, es sind einfache "Stahltonnen". Um den Trafo also abzusenken, wurden vier Hartholzstapel errichtet. Mit Hilfe von Hydraulikzylindern wurde der Trafo nun zehnzentimeterweiße abgesenkt, und der Hartholzstapel wieder abgebaut. Den umgekehrten Prozess — also schrittweises Anheben — habe ich bei der Verladung des Trafos durch Kahl im Detail beschrieben. Nun konnten die Elefantenfüße und die Lastverteilerplatten entfernt werden. Die Unterseite des Trafos war nun größtenteils frei sodass die Rollen installiert werden konnten. Gleichzeitig wurde eine zwei temporäre Schienen unter den Trafo gelegt, auf denen er in die Bucht verschoben werden konnte.

Zwei Arbeitsschritte fehlen noch. Zum einen musste der Trafo ca. 15 Zentimeter querverschoben werden. Natürlich haben die Jungs von Mammoet den Trafo mit dem SPMT so abgestellt, dass er in Verlängerung der Schienen in der Trafobucht stand; diese wurden am Tag darauf aber nochmal verschoben :-) Zum Verschieben kamen Gleitschienen und handbetätigte Hydraulikzylinder zum Einsatz. Clevererweise haben die Gleitschienen den gleichen Querschnitt wie die Hartholzbalken aus denen der Stapel gebaut wurde; es konnten also, als der Trafo fast ganz unten war, Holzbalken durch Gleitschienen getauscht und der Trafo damit langsam aber sicher querverschoben werden.

Der letzte Arbeitschritt war das hereinschieben des Trafos in die Bucht. Der Trafo hat zwar Rollen auf denen er (permanent) steht, aber keinen eigenen Antrieb. Deswegen hat Mammoet ein Hydraulische Winde mitgebracht. Mit ihren bis zu 30 Tonnen Zugkraft sollte sie in der Lage sein, den Trafo zu bewegen. Die Winde wurde außerhalb der Bucht aufgestellt; sie wurde mit Seilen an 45 Tonnen Kranballast verankert. Da mam mit Seilen bekanntermaßen nicht schieben kann :-) wurde das Seil der Winde unter dem Trafo durchgezogen und dann von einer Rolle die am Ende der Schienen befestigt war umgelenkt. Nach der schrittweisen Absenkung, der kleinen Querverschiebung, der Montage von Rollen und Schienen und Befestigung des Windenseils am Trafo wurde der innerhalb von 10 Minuten an seine endgültige Position verschoben.

 
 



Mammoet geht nach Hause

25. Juli 2025 | Nach dieser letzten Schwerlastaktion hat Mammoet seine SPMTs, Lastverteilerplatten, Stapelholz, Hydraulikaggregate und Winde auf LKW verladen. Zwei Tage später ging es auch für den letzten Rest der "Schwerlasttruppe" nach Hause.

Bei der Gelegenheit habe ich auch ein Foto des exklusiv vom Mammoet eingesetzten Scheuerle AFMT (Autonomously Flying Modular Transporter) eingefangen, der immer dann zum Einsatz kommt, wenn es nun wirklich keinen bodengebundenen Weg für die Last gibt. In diesem Sinne ... Ende der Reportage :-)

 
 



DANKE!

Ich möchte mich bei all denen bedanken, die dafür gesorgt haben, dass die Fotografie im Kraftwerk möglich war. Bei Stefan Schmidbauer alles initial eingefädelt hat. Bei all den Leuten bei Mammoet, Sener/Bonatti und EnBW die irgendwann mal "ja" gesagt haben, dass ich ins Kraftwerk darf um zu fotografieren. Und bei denen, die die Bilder freigegeben haben, insbesondere bei Hannah Gruner, Diana van den Bergh und Jens Darocha, bei Jana Wolf, Valentina Stankovic, Lea Blümel und Danyel Michels. Vor allem aber danke ich den Leuten auf der Baustelle die mich wirklich offen und freundlich "aufgenommen" haben. Vielen Dank Leonid, Jos, Fabian, Oliver, Stephan, Frank und Dave! Es hat viel Spass gemacht mit Euch. Und herzlichen Dank für das T-Shirt, I am honored!