Mit 2500 PS zur Kraftwerksbaustelle Kühtai 2
Ein zentraler Aspekt der Umstellung auf erneuerbare Energien ist, dass Energie effizient zwischengespeichert werden kann. Ein bewährter Ansatz dafür sind Pumpspeicherkraftwerke. Wenn Energie produziert aber nicht im selben Maße verbraucht wird, werden große Mengen Wasser in einen höher gelegenen Speichersee gepumpt. Um Energie zu entnehmen (und ins Netz einzuspeisen) kann man das Wasser in einen tiefer gelegenen zweiten Stausee strömen lassen und dabei mittels Turbine und Generator Strom erzeugen. Mit um die 80% ist der Gesamtwirkungsgrad dabei etwas geringer als beispielsweise bei Batterien, aber es können riesige Energiemengen gespeichert werden.
Ein solches Pumpspeicherkraftwerk wird gerade von der TIWAG (Tiroler Wasserkraft-AG) im Kühtai südwestlich von Innsbruck gebaut: Kühtai 2. Abgesehen von dem Stausee wird das Kraftwerk fast vollständig im Berg verschwinden. Der Naturstaudamm wird aus dem Material gebaut das beim Tunnelbau "ausgebuddelt" wird. Eine große und extrem beeindruckende Baustelle. Da muss ich nochmal hin :-)
Eine der vielen Herausforderungen beim Bau ist die Anlieferung der Großkomponenten, wie bspw. Trafos. Denn die müssen per Schwertransport die nicht allzu breite und mit 16% Steigung auch ziemlich steile Strasse von 600 m üNN auf 2000 m transportiert werden. Dabei müssen die Komponenten von der Breite und Höhe her durch die Gallerien auf der Strecke passen. Dieser Transport-Herausforderung hat sich Felbermayr Mitte November (zum zweiten Mal) gestellt. Ein 140 Tonnen schwerer Trafo von Hitachi musste vom polnischen Łódź zum Kraftwerk transportiert werden.
Den Großteil der Strecke legte er mit Felbermayr's Tragschnabelwagen auf der Schiene zurück. Im Industriegebiet Zirl wurde er per Querverschub von einem Verladegleis auf die Strasse umgeladen. Von dort ging es dann per LKW durch das Sellraintal zum Kraftwerk. Dort wurde er mit dem Portalkran des Kraftwerks auf einen Goldhofer SPMT umgeladen und die "letzte Meile" den Berg hinauf und in den Kraftwerksstollen transportiert.
Ich war bei den letzten Zügen der Umladung, beim Transport, und beim Umladen auf den SPMT mit der Kamera dabei.
Ganz herzlichen Dank an all die Kollegen von Felbermayr, TIWAG und Hitachi, dass ich fotografieren durfte. Insbesondere beim Projekt- und Transportleiter Ingo Müller, der mir einen Platz "in der ersten Reihe" ermöglicht hatte. Danke auch an Markus Lackner, der der Kontakt zu Ingo hergestellt hat. Klasse Aktion :-)
Umladen auf den LKW
Da ich bereits am Nachmittag vor dem Transporttag angereist war, habe ich noch ein paar Bilder von der Umladung des Trafos von der Schiene auf die Strasse gemacht. Die Hauptarbeit war allerdings schon erledigt. Übrigens war das der volle Blau-Overload: schattiges, blaues Licht, blauer Himmel, blaue Fahrzeuge :-)
Lastfahrt
Der Trafo wurde auf (bzw. zwischen) insgesamt 15 Achslinien Goldhofer Schwerlastmodule an einer Seitenträgerbrücke hängend transportiert. Gezogen und geschoben hat jeweils ein Mercedes-Benz Arocs SLT 8x6 mit 630 PS. Für die steilen Stücke wurde zusätzlich ein MAN TGX 41.640 8x4 davor gespannt. Die drei Zugmaschinen brachten es insgesamt auf ca. 1900 PS (wobei ich mir sagen lassen habe, dass das Drehmoment viel relevanter ist, aber dafür habe ich keine Zahlen :-)). Dazu kamen nochmal um die 500 PS des ADDRIVE, welches einige der Achsen der Schwerlastmodule direkt angetrieben hat.
Der Transport war damit ungefähr 30 Meter lang und 350 Tonnen schwer, bei einer Achslast von maximal 15.5 Tonnen.
Ungefähr vier Stunden haben wir für die 28 km gebraucht, was eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 7 km/h entspricht. Das ist allerdings keine besonders aussagekräftige Zahl, denn in den Gallerien fuhr der Transport nur Schrittgeschwindigkeit; Grund war, dass nur einge Zentimeter Platz zwischen dem Trafo und der Decke der Gallerie waren. Dafür ging es außerhalb der Gallerien mit ungefähr 20 km/h voran, auch bergauf, es war ja genug Leistung vorhanden.
Umladen auf den SPMT
Für die letzten paar zig Meter unter den Kran im Kraftwerk wurden die beiden Zugmaschinen abgekoppelt und der ADDRIVE hat die Arbeit alleine verrichtet. Dort angekommen wurde der Trafo auf einen 10-achsigen SPMT umgeladen. Mit dem ging es dann am nächsten Tag die Baustraße nach oben zum endgültigen Standort des Trafos im Stollen. Aufgrund der großen Steigung hat auch hier eine der Zugmaschinen unterstützt.
Wenn also der Tieflader aufgrund des ADDRIVE selbst schon ein SPMT ist, und auch für das letzte Stück ein LKW ziehen musste, fragt man sich vielleicht, warum überhaupt auf einen (richtigen) SPMT umgeladen wurde. Der Grund dafür liegt vor allem darin, dass der Trafo ja in den Stollen gefahren und dort auch rangiert werden musste. Die 15 Achsen + Querträgerbrücke wären viel zu lang. Und andersrum: hätte man den kompletten Transport mit dem (geschleppten) SPMT gemacht, hätte es nicht durch die höhenbeschränkten Gallerien gereicht; denn der Trafo steht ja auf dem SPMT, während er mit der Seitenträgerbrücke zwischen den Fahrwerken hängt und fast bist auf Höhe Null abgesenkt werden kann. Letztendlich hat man durch die Umladung Länge in Höhe getauscht.





