Bestes Motiv ever. Aber rein fotografisch sehr ambivalent.
Wir haben grade das Auto abgestellt, am Strassenrand an einer Feldwegabzweigung. Ein Traktor kommt angedüst mit einem mindestens 90-jährigen Schweizerbürger drauf. Bremst, steigt ab und fängt an uns in den wildesten Tönen zu beschimpfen. Verstehen tun wir nichts, es ist doch zu viel des Schwizerdütschen. Aber ich glaube er will uns sagen, dass das irgendwie sein Acker ist und dass wir den weder betreten noch drauf parken dürfen. Auch nicht mit einem Rad. Auch nicht kurz um schnell die landende F-18 zu fotografieren. Gar nicht! Ok. Wir flüchten.
Wir sind in Meiringen, eine 5000-Einwohner-Gemeinde bei Interlaken im Kanton Bern. Wichtiger: Meiringen hat auch einen Militärflugplatz auf dem F-18 stationiert sind. Genauer gesagt leben die Flugzeuge in Kavernen in den Bergen nebenan. Das coole? Es gibt nur einen sehr niedrigen Zaun, und man kommt bis auf wenige zig Meter an die Bahn heran. Wenn man Ohrstöpsel dabei hat ist das die perfekte Location um F-18 zu fotografieren. Die Berge im Hintergrund und die Tatsache, dass sie Schweizer Luftwaffe im September immer eine Art "Fluglager" durchführt wo viel geflogen wird, tun ihr übriges. Ich bin ja auf alle Jetpiloten neidisch, aber auf die Schweizer besonders: mit solchen Flugzeugen in den Alpen rumzucruisen, bei gleichzeitiger Sicherheit nie in den echten Einsatz zu müssen, ist doch perfekt, oder?
Als Spotter und Militärflugzeugfotograf steht man oft stundenlang am Zaun und hofft auf interessante Flugzeuge bei schönem Licht. Ich hab das über die Jahre getan in Meiringen, Neuburg, Manching, Ramstein, Hohn und Geilenkirchen. Manchmal ist's sinnlos, und das einzige was man vor die Linse bekommt ist ein SF-25 Falke, der in Geilenkirchen stundenlang Anflüge übt. Kein fliegender Pizzadienst weit und breit. Ein Eurofighter vor abendroten Himmel oder eine F-18 vor den Schweizer Bergen sind dagegen die Hauptpreise.
Für mich ist die Fotografiererei "am Zaun" ambivalent. Einerseits liebe ich die Motive. Seit ich denken kann faszinieren mich Militärflugzeuge. Auf der anderen Seite ist der gestalterische Aspekt bei der Spotterei fast null: die Flieger sind halt immer entweder grade gestartet oder kurz vor der Landung, Fahrwerk meist draußen. Um "gute" Bilder zu machen braucht man vor allem eines: Brennweite. Und Geduld. Oder Beziehungen um mitzubekommen wann etwas spannendes fliegt. Aber an der Bildgestaltung kann man nicht sooo viel tun. Das macht es auch irgendwie unbefriedigend. Deswegen mach ich es auch nicht öfters, obwohl ich die Flugzeuge liebe!
Sobald Du Zugang zu einer Airbase bekommst sieht die Sache natürlich anders aus. Meine Eurofighter-Bilder aus Laage, wo ich wegen einer Podcastaufnahme Zugang bekam, sind viel interessanter. Gleiches gilt für die Apache-Fotos aus Hohenfels. Noch besser sind die Bilder aus dem Fluggerät selbst. In der Gallerie unten sind ein paar Bilder aus der Sea Lynx und der F-16. Zugegebenermaßen sind da die Bilder aber auch mehr oder weniger egal, denn es geht ja vor allem ums Mitfliegen :-)